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Entweder … Oder? mit Armin Rohde

Beim Interview mit Armin Rohde konnten wir echte Leidenschaft für Fotografie erkennen. Der Schauspieler hat in seiner Jugend viel fotografiert – bis ihm die Kamera gestohlen wurde. Vor ein paar Jahren entdeckte er seine Begeisterung wieder und hat seitdem die Kamera immer bei sich. Dabei entstehen einmalige Fotografien, die im November 2019 zum wiederholten Mal auf der Photo Popup Fair in Düsseldorf ausgestellt werden. Für den Schnappschuss fragten wir ihn „Entweder … Oder?“

- Armin Rohde im Interview mit Daniel Krug

Schauspielerei oder Fotografie?
Die Frage stellt sich für mich überhaupt nicht. Ich wüsste nicht, warum man mich vor diese brutale Auswahl stellen sollte. Ich wünsche mir manchmal, dass ein Tag mehr als 24 Stunden hätte, weil die Zeit einfach immer knapp ist. Aber bis jetzt bekomme ich beides sehr gut miteinander kombiniert. Es ist ja so, dass ich chon lange vor der Schauspielerei fotografiert habe. Das war in den 70er-Jahren mit einer Pentax Spotmatic 2. Für beides braucht man grundsätzlich eine gewisse Vorraussetzung, und ich kombiniere gerne beides miteinander.

Schwarz-Weiß oder Farbe?
Ich bevorzuge ganz eindeutig Schwarz-Weiß. Das liegt nicht daran, dass ich Farbe nicht mag. In gewissen Zusammenhängen ergibt Farbe durchaus Sinn. Immer dann, wenn sie mir etwas Zusätzliches erzählt oder wenn sie die wichtigste Information im Bild ist, denn manches lässt sich nur über Farbe erzählen. Grundsätzlich benutze ich aber am liebsten Schwarz-Weiß, besonders wenn es um Portraits geht. Ich habe das Gefühl, dass ich mit einem Schwarz-Weiß-Portrait der Person gegenübermehr Respekt zolle und dass ich der Person ihr Geheimnis lasse. Das Gesicht erzählt gleichzeitig mehr in Schwarz-Weiß. Das klingt paradox, ist aber genau so, wie ich es empfinde.Farbe im Zusammenhang mit einem Menschen-Portrait kommt mir fast pornografisch vor.

"Sperrstunde"

Inszeniert oder ungestellt?
Eigentlich liebe ich das Ungestellte, also Momente, die sich ergeben. Am Anfang habe ich gesagt, dass ein Schnappschuss eben nur ein Schnappschuss ist. Irgendwann merkte ich, dass ich mich an eine Position stelle, in der ich einen guten Frame sehe und ein gutes Setting habe. Das ist wie ein Bühnenbild, welches ich vorher kartiere und den Ausschnitt für mich festlege. Dann warte ich ab, was in diesem selbst festgelegten Bildrahmen passieren wird. Ich finde es immer besonders schade, wenn Leute stehenbleiben, nur weil sie jemanden mit einer Kamera sehen. Ich habe die Kamera auf eine Kirche ausgerichtet, wobei mich die Kirche dann gar nicht interessiert, sondern derjenige, der an der Kirche vorbeiläuft. Den will ich im Bild haben. Das passiert vor allem mit einer größeren Kamera, weniger mit einer kleinen. In diesem Fall wird man eher für einen harmlosen Knipser gehalten. Wenn ich irgendwo etwas fotografiere, bin ich nicht der ganz spontane Schnappsschuss-Fotograf. Das mache ich zwar hin und wieder auch, aber es ist nicht mein Hauptanliegen, dass ich irgendwo etwas sehe und denke, es unbedingt im Bild festhalten zu müssen. Auch wenn dabei manchmal tolle Aufnahmen gelingen. Es ist so, dass ich einen Vorgang sehe und diesen beobachte. Wenn die Person nochmal das gleiche macht, dann drücke ich ab, denn das ist genau das, was ich im Bild brauche. Es ist also eine Mischung, quasi ein geplanter, vorbereiteter Schnappschuss.

Prominente Models oder No-Name?
Da mache ich für mich überhaupt keine Unterscheidung. Für mich ist ein Gesicht entweder interessant oder nicht interessant. Beim Film sind zum Beispiel Komparsen dabei, die wahnsinnige Gesichter haben. Als ich in Tschechien gedreht habe, waren so viele spannende, unverbrauchte Gesichter vor Ort, dass ich hätte tagelang fotografieren können. Für mich ist es vollkommen unerheblich, wie bekannt oder unbekannt jemand ist. Ich stelle nur fest, dass Bilder mit bekannten Menschen mehr Beachtung finden, sowohl in der Ausstellung als auch im Verkauf. Es verkaufen sich die Fotos besser, bei denen die Leute sagen: „Ah, den kenne ich doch aus dem Fernsehen.“ Für mich selber als Fotoraf ist ein Mensch entweder spannend oder nicht, im Sinne von Bildhaftigkeit. Also prominent ist für mich überhaupt kein Kriterium und sowas von schnurzpiepegal.

Selfie oder andere?
Selfies mache ich eigentlich nur deshalb, weil ich das Model bin, das ich immer dabei habe. Da muss ich niemanden fragen, ob es okay ist, sie oder ihn zu fotografieren. Ich überfalle Leute nicht gerne mit meiner Kamera. Und wenn sich doch jemand überfallen fühlt, zeige ich ihm das Bild und sage: „Guck mal, vielleicht magst du das ja.“ Ich habe es gerne, wenn sich die Menschen, die ich ablichte, auf den Fotos gefallen. Selbst wenn sie sagen, dass sie Falten haben oder zu dick aussehen. Das hört man ständig. Deswegen frage ich wenn möglich immer nach und bin auch nicht so paparazzimäßig unterwegs. Eine Ausnahme
bilden meine Kollegen. Die wissen schon, dass ich meine Kamera immer dabei habe. Sie sind in einer Situation und kennen mich, so dass sie damit rechnen, abgelichtet zu werden. Was ich aber niemals machen würde und selber hasse, wenn Kollegen andere Kollegen fotografieren, während diese erschöpft mit hängendem Kiefer auf dem Stuhl in der Ecke sitzen, mit offenem Mund und vielleicht dazu noch schnarchend. Solche Fotos dann auch noch zu veröffentlichen, finde ich geradezu sträflich. Das ist eine Übergriffigkeit, die ich für unzulässig halte. Ich versuche Menschen nicht zu überfallen, sondern eher in meine Arbeit einzubeziehen.

"Nachtblende"

Zigarette oder Kamera? 
Zigaretten sind für mich schon ewig her. Der Geruch einer Zigarette verursacht heute bei mir fast ein Gefühl der Übelkeit. Also nicht der Geruch einer frisch angezündeten, den empfinde ich manchmal fast noch als angenehm. Aber der kalte Rauch eine Stunde später, der gefällt mir überhaupt nicht mehr. Mit der Kamera ist es so: Manche Leute fragen: „Ist das dein neues Hobby?“ Dann sage ich: „Nein, das ist eine alte Leidenschaft!“ Und es ist eine Leidenschaft, die geradezu an Besessenheit oder Manie grenzt. Ich habe die Kamera sogar beim Schlafengehen unter dem Kopfkissen. Sie muss immer in Reichweite liegen, maximal eine Armlänge entfernt, sonst werde ich unruhig. Das ist inzwischen wirklich eine Art Besessenheit geworden.

100 Bilder oder ein bewusstes?
Das ist so eine Sache, die ich mich auch immer frage. Als ich damals in den USA war, habe ich für ein Jahr 8 Rollen mit je 36 Bildern gehabt. Da musste ich natürlich genau überlegen, wann ich bei 8 mal 36 Aufnahmen abdrücke. Leider ist mir beim Trampen alles gestohlen worden und unwideruflich verschollen. Ich sage mal so, um einen guten Schuss zu haben, muss man manchmal hundertmal abdrücken, damit das eine Bild, der Knaller, dabei ist. Weil ich das nicht selber machen wollte, musste ich früher jemanden finden, der mir den Film entwickelt. Ich war zu unerfahren, und das war mir zu heikel. Außerdem hat es noch ein, zwei, vielleicht sogar drei Wochen gedauert, bis ich irgendwo in eine Dunkelkammer kam. Irgendwann kaufte ich mir selber einen polnischen Schwarz-Weiß-Vergrößerer und warf meine Brüder aus dem Zimmer, um die rote Lampe in die Decke zu drehen. Die Lernkurve ist heutzutage wesentlich steiler. Man lernt schneller, wenn man sich das Bild sofort anschauen kann. Es ist extrem viel wert, die Ergebnisse sofort überprüfen zu können. Deswegen würde ich daraus gar kein Dogma machen. Wer es schafft, nur einmal abzudrücken und das eine Bild zu bekommen, hat meinen größten Respekt. Chapeau! Das könnte ich auch gerne, aber ich drücke lieber einmal zu viel als zu wenig ab, um hinterher mein Bild zu bekommen.

Vorbilder oder eigener Stil?
Beides. Ich versuche mich an Vorbildern zu orientieren und daraus einen eigenen Stil zu entwickeln. Wobei ich mir über den Stil nicht allzu viele Gedanken mache. Natürlich schaue ich mir Bilder der berühmten, großen Fotografen an, die ich ganz toll und beeindruckend finde. Bilder von Robert Lebeck, Henri Cartier-Bresson, Annie Leibovitz und, und, und. Die Namen bekomme ich alle gar nicht zusammen. Richard Hamilton, Diane Arbus oder die wunderbare Vivian Maier zum Beispiel ist ein riesiges Vorbild, von der man ihr Leben lang nicht mal wusste, dass sie fotografiert. Erst in ihrem Nachlass fand man Tausende Fotos, die so wunderbar sind, zum Niederknien gut. Auch als Schauspieler sage ich: „Gut geklaut ist halb erfunden.“ Ich schaue mir schon an, was andere machen, und versuche, daran etwas zu finden, was ich für mich gebrauchen kann oder was nicht. Ich zolle jedem großen Fotografen meinen absoluten Respekt. 

"Tief im Westen"
"Warten auf Godot"

Ja oder nein? 
Das kann ich ganz einfach zusammenfassen: Ich halte mich für einen skeptischen Optimisten. Das trifft es bei mir am ehesten.

Großes Equipment oder nur Kamera?
Nachdem mir damals in den USA meine Ausrüstung geklaut wurde, habe ich Jahrzehnte nicht mehr fotografiert, bis dann diese Fotohandys herauskamen. Als ich über 100.000 Bilder beisammen hatte, dachte ich so: „Rohde, so kannst du nicht weitermachen. Du brauchst etwas Gescheites in der Hand!“ Dann fand ich meine Wunschkamera und kaufte davon die große und die kleine Version. Inzwischen habe ich fast 20 Objektive, alle möglichen Brennweiten, manche sogar doppelt. Ich habe gemerkt, dass Brennweite nicht gleich Brennweite ist. So nutze ich zum Beispiel zwei 85er, eins mit einer 1,8er Blende und eins mit einer 1,4er. Obwohl es nur ein Viertel gekostet hat, verwende ich mittlerweile am liebsten das mit 1,8. Es wiegt nur die Hälfte und macht genauso wunderbare Fotos. Dennoch werde ich das 1,4er nicht verkaufen, weil ich es für ganz besondere Sessions doch kostbar einsetzen kann. Das Immer-Drauf ist bei mir inzwischen das 1,8 85mm auf der großen Kamera und auf der kleinen habe ich meistens das 24mm mit 1,4 oder das 35mm. Als ich die kleine Kamera hatte, wollte ich immer die große. Als ich die Große bekam, merkte ich, dass ich wahnsinnig gerne mit der Kleinen unterwegs bin. Man sieht da nicht wie ein Fotograf aus, und die ganzen Fotografen, die ich bewundere, hatten auch immer nur kleines Besteck dabei. Ich liebe es, mit kompaktem Equipment unterwegs zu sein. Die Große besitze ich für Portrait-Sessions oder ganz bestimmte Vorhaben. Dann bin ich froh, dass ich die Vollformat habe. Aber für unterwegs, für abends oder selbst beim Einkaufen habe ich die Kleine immer dabei.


Magazin "Schnappschuss"

Das Foto Koch Magazin ist modern, kreativ gestaltet und vom Design sowie inhaltlich einzigartig.

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seine aktuellsten Arbeiten findet man auf seinem Instagram Kanal @arminrohde

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